Wallfahrt 16. - 19. Mai 2007 Treffpunkt um 6 Uhr in Rodaun bei der Endstation der Straßenbahnlinie 60 mit den anderen Wallfahrern. Wir wollten schon seit Jahren eine Fußwallfahrt machen. Es ist aber nie etwas daraus geworden. Entweder der Termin war mit unseren Urlauben nicht vereinbar oder die in Frage kommende Gruppe hat sich aufgelöst. Umso froher waren wir, als ich in der Sonntagsmesse in Maria Grün im Wiener Prater erfuhr, dass eine Wallfahrt geplant sei und dass der Termin auch passen würde. Also haben wir uns angemeldet und einige Tage später erfahren, dass noch 3 liebe Freunde mitgehen würden. Die anderen Wallfahrer kannte ich nur vom Sehen. Unsere Freundin Traude wurde von ihrem Angetrauten, der wegen eines Unfalls vor etlichen Monaten noch nicht ganz fit ist und deshalb zu Hause bleiben musste, zum Treffpunkt gebacht. Wir wurden von ihm also um 5:15 ganz in der Nähe unserer Wohnung abgeholt. Beim Treffpunkt trafen wir dann den Rest der Gruppe – lauter wirklich nette, liebe Leute. 16 Wallfahrer waren wir, wobei einer davon erst am Abend des 1. Tages dazu kam. Außerdem war der Planer der Route und Quartierbesteller leider nur teilweise mit uns unterwegs, weil er unser Begleitfahrzeug mit dem Gepäck fuhr und jeden Morgen vorausfuhr zum Mittagessen oder zum Quartier und uns dann entgegen ging. Nach der Verabschiedung beim Morgenlob durch Pater Klemens von der Kirche Maria Grün ging es um 6:15 los. Die Strecke war von Anfang an sehr gut beschildert. Wir gingen auf der „Via sacra“ (Mariazeller Weg 06) am ersten Tag über Perchtoldsdorfer Heide, Wildegg, Sittendorf und Heiligenkreuz nach Mayerling, wo Mittagsrast war. Schon da spürte ich, dass der linke Schuh nicht so richtig passte – obwohl ich mit diesen Schuhen seit 3 Jahren ohne Probleme über Stock und Stein gehe, hatte ich die ganzen 3 1/2 Tage große Probleme mit meinen Füßen. Das Forststraßen und Straßenhatschen ist, scheint´s, nichts für mich. Zu den ersten Blasen (seit mindesten 10 Jahren) kamen noch Schmerzen im Fußballenbereich dazu, die im Laufe des Tages immer unerträglicher wurden. Die Füße schwollen an, dadurch wurden mir die Schuhe zu eng. Und bei den Mittagsrasten traute ich mich nicht, sie auszuziehen – was sollte ich machen, wenn ich nicht mehr hinein kommen sollte? Auch am Ende des Tages waren meine Fußprobleme nicht aus der Welt geschafft: durch das Anschwellen der Füße im Vorfußbereich waren mir auch meine Turnschuhe zu eng. Und bloßfüßig konnte ich überhaupt nicht auftreten – es fehlte die Dämpfung eines Schuhs. Also dacht ich vom ersten Tag an jeden Abend ernsthaft daran, aufzugeben. Aber der Ehrgeiz und die Freude, endlich auf Wallfahrt zu sein, hielten mich davon ab. Von Mayerling ging es ca. 13 km weiter, über Maria Raisenmarkt, Nöstach und Hafnerberg nach Kleinmariazell, wo wir um ca. 17 Uhr ankamen. Nach der Dusche hatschte ich mit den Anderen zur Kirche zum gemeinsamen Abendlob. Einige aus der Gruppe haben sich sehr viel Mühe gemacht, damit wir die Tage der Wallfahrt mit passenden Textstellen aus der Bibel, Gebeten, Gedanken und Liedern beginnen und beenden konnten. So wurde auch viel für unser geistiges Wohl gemacht, was ja auch der Sinn einer Wallfahrt ist. Auch die vielen Gespräche mit den anderen Teilnehmern, das gute Wanderwetter und die herrliche Natur trugen zum seelischen Wohlgefühl bei. So konnte ich die Wallfahrt trotz körperlichen Beschwerden, na ja, vielleicht nicht unbedingt nur, aber doch auch, geniessen. 1. Tag: ca. 33 km, 1210 Höhenmeter Aufstieg -------------------------1015 Höhenmeter Abstieg ------------------------ca. 9 Stunden reine Gehzeit Am 2. Tag schwindelten wir alle etwas, denn es ging ca. 6 km mit dem Taxi nach Kaumberg, wo wir vor der Kapelle unser Morgenlob hatten. Auf allgemeinen Wunsch wurde „auf die Araburg“ verzichtet, um uns einige Höhenmeter zu ersparen. Das brachte uns aber nicht viel, denn wir „kamen vom rechten Weg ab“ (die Strafe für das Schwindeln?) und waren dann irgendwann auf dem Weg 404 zwischen Hocheck und Kieneck. Also machten wir kilometermäßig doch einen ziemlichen Umweg und hatten die Höhenmeter halt nicht zuerst hinauf sondern hinunter. Leider war unser Gruppe ziemlich auseinandergerissen. Es war geplant, über das Kieneck zum Unterberghaus zu wandern, was die Schnellsten von uns auch taten. Unser Teil der Gruppe, mit dem wir an diesem Tag gingen, wollte das Kieneck umgehen. Also hatschen wir wieder elendslang Forststraßen entlang. Wobei wir uns zwar 200 bis 300 Höhenmeter ersparten – aber meinen malträtierten Füßen hätten Wald- und Wiesenböden besser getan. Wir trafen einander dann alle am Unterberghaus zur Mittagsrast (bis hierher laut Plan ca. 9 Km, aber durch die Umwege waren es sicher um etliche mehr) und gingen dann anschließend in die Kapelle, die wirklich sehr sehenswert ist. Am Nachmittag waren es dann ca. 11 km nach Rohr im Gebirge - die letzten 1 1/2 Stunden bei strömendem Regen. Die Messe dort versäumten wir um einige Minuten, aber naß, müde und verschwitzt, wie wir waren, wollte ein Großteil von uns nur unter die Dusche. Das gemeinsame Abendessen hat uns alle wieder aufgebaut. 2. Tag: ca. 26 km, 1250 Höhenmeter Aufstieg, mit Kieneck 200 – 300 Hm mehr -------------------------1050 Höhenmeter Abstieg ---------------------ca. 8,5 Stunden reine Gehzeit Am 3. Tag hielten wir unser Morgenlob erst etwas später bei einem wunderschönen Platz an einem Fischteich. Bei herrlichem Sonnenschein und Wärme gedachten wir der Schöpfung und Natur. Anschließend ging es über die Kalte Kuchl, wo sich ein kleines Museum befindet, und über Hochreit ca. 20 km nach St. Aegyd zum Mittagessen. Der Weg von Hochreit nach St. Aegyd zog sich elendslang dahin. Ein schmaler, steiler Weg führt hinunter, aber dann hatten wir wieder kilometerlang Forststraßen vor uns und St. Aegyd ist eine langgezogene Ortschaft, natürlich mit asphaltierten Wegen, die ich ganz besonders liebe. Aber schließlich hatten wir es bis zum Restaurant geschafft, wo wir gut und reichlich aßen. Wenn nicht der Aufstieg auf´s Kernhofer Gscheid am Programm gestanden wäre, hätte ich den Nachmittag geschwänzt und wäre mit dem Auto hinauf gefahren. Aber so gingen wir noch ziemlich lange über asphaltierte Straßen und Forststraßen, bis endlich der Aufstieg auf das Gscheid kam. Da konnte ich dann endlich etwas schneller gehen als die Anderen und meine brennenden Füße oben auf einer Bank sitzend entlasten. Überhaupt waren wir eine, für unsere Begriffe, sehr schnelle Gruppe. In der Ebene hatten unsere Mitwanderer ein so flottes Tempo „drauf“, wie wir es normalerweise nur in Zeitnot gehen. Einige, die nie Wandern oder auf Berge steigen, waren für ihre Schnelligkeit auf geraden Wegen und ihr Durchhaltevermögen wirklich zu Bewundern. Am Abend konnte ich meine Füße ziemlich lange Hochlagern, was ihnen sehr gut tat. Und dann kam noch Pater Klemens und hielt mit uns eine sehr bewegende Messe in der Kapelle. Das Lager, in dem wir schliefen, mussten wir uns mit einer Jugendgruppe teilen. Und da entdeckten wir dahinter noch einen Raum mit Stockbetten – dort quartierten wir uns für diese Nacht ein. Es war wirklich fast abenteuerlich: ziemlich kalt und in der Nacht stockdunkelfinster. Auch hielten wir „mit dem Schmähführen“ fast so lange durch wie die Jugendgruppe. Aber Herbert schlief bestens und auch ich habe in Lagern schon schlechter geschlafen. 3. Tag: ca. 30 km, 940 Höhenmeter Aufstieg -------------------------665 Höhenmeter Abstieg ----------------------ca. 8 Stunden reine Gehzeit Am 4. und letzten Tag waren nur mehr am Vormittag 18 km Fußmarsch zu bewältigen. Wieder ging es lange Zeit über Straßen und Forststraßen und doch hatten wir noch 405 Höhenmeter zu bewältigen. Nach ca. 4:30 Stunden waren wir endlich am Ziel: Mariazell. Wir kamen von oben und sahen die Basilika und es war überwältigend – nur leider gingen wir schon wieder über einen asphaltierten Weg, der meinen kaputten Füßen den Garaus machten: ich dachte bei einer Fotopause, ich könne keinen Schritt mehr weitergehen. Aber schließlich schaffte ich es mit den lieben Zusprüchen meiner Mitwanderer doch noch bis hinunter und in die Basilika, wo aller Streß und Schmerz der letzten Tage in mir hochkamen und überwältigende Gefühle frei wurden. Ich hoffe, jeder hatte genügend Zeit, diese Minuten auszukosten, bevor sich unsere Gruppe auflöste. Herbert brachte mir vom Begleitfahrzeug meine Turnschuhe, damit ich bei den Standeln den Ramsch bewundern konnte. Wir kauften trotzdem eine Erinnerungskerze und Lebkuchen, bevor wir in einem richtigen Beisl sehr gut zu Mittag aßen. Dann gingen wir zum Begleitfahrzeug und warteten dort, denn wir durften mit zurück nach Wien fahren. 4. Tag: ca. 18 km, 405 Höhenmeter Aufstieg -------------------------450 Höhenmeter Abstieg ----------------------ca. 4 Stunden reine Gehzeit |