URLAUB IN AFRIKA



Am 29. Dezember 1997 flogen wir mit ein bißchen Bauchweh nach 6-monatiger Vorbereitungszeit nach Nairobi. Wir haben geplant, zum Akklimatisieren vor dem Kilimanjaro zuerst den Mt. Kenya (Point Lenana 4995m) in Kenya und anschließend den Mt. Meru (4289m) in Tansania zu erklimmen. Mit ein bißchen Bauchweh deshalb, weil das unsere erste große Reise war. Noch dazu haben wir alles selbst geplant: Agenturen in Tansania angeschrieben und uns nach Durchsicht der Antworten auf unsere Anfragen hoffentlich die Richtige herausgepickt. Es gingen ziemlich viele Briefe per FAX von Österreich nach Tansania und umgekehrt, bis alle Unterkünfte, Transfers und Bergbesteigungen genau festgelegt waren. Und wir haben uns die richtige Agentur ausgesucht! Alles hat bestens geklappt, alle Hotels waren reserviert. Die Transfers, angefangen von der Abholung vom Flughafen, über die verschiedenen Fahrten zu diversen Bergen und zurück bis zum Flug nach Sansibar und der Fähre zurück aufs Festland war alles gut organisiert.
Aber das Wetter!
Laut unserem Reiseführer ist der Jänner die beste Zeit für so ein Unternehmen. Trockenzeit, fast kein Regen. Wir hingegen hatten, hervorgerufen durch "EI Nino", 3 Wochen fast nur Regen. 5 Tage Mt. Kenya mit Zelt: Jeden Tag und fast die ganze Nacht Regen. Von der Landschaft und den Bergen war die meiste Zeit nichts zu sehen. Und meine Höhenkrankheit auf der letzen Hütte war neben dem Regen ein weiterer Grund, nicht auf den Point Lenana zu steigen. Wir haben auf besseres Wetter in Tansania gehofft. Aber umsonst:
Die Devise des Wetters: kurzer Sonnenschein zwischen langen Regenstunden.
So konnten wir Mt. Meru, unser nächstes Ziel, zwar von unten bestaunen. Aber in der Nacht der Besteigung regnete es stundenlang und so wurde uns auch dieses Gipfelglück verwehrt.
4 Tage Rast- und Trockenzeit in Arusha, einer Stadt mit einem wirklich interessanten Markt. Auch hier regnete es täglich. Wir kamen uns vor wie in der Regenzeit, die wir mit unserer genauen Urlaubsplanung eigentlich vermeiden wollten.

Dann der Transfer zum Kilimanjaro.
Es hat nicht einmal geregnet, und wir konnten einen zweiten Blick (den ersten machten wir von der ersten Hütte am Mt. Meru) auf den tiefverschneiten Kilimanjaro machen.
Unser Hotel war ein Überbleibsel aus der Jahrhundertwende oder den 20er Jahren. Im Bungalowstil, in einem herrlichen englischen Garten gelegen. Die Besitzer oder Geschäftsführer führen das Haus nach englischem Vorbild. Und der Jüngere der beiden Herren (ein Ebenbild von Prinz Charles) hielt allen Kilimanjaro-Anwärtern am Vorabend unseres Abmarsches einen sehr interessanten Vortrag über den Kilimanjaro, die genaue Wegbeschreibung und alle erdenklichen Tricks, sich selbst zu überwinden, um Gilman's Point auf 5695m zu erreichen. Wenn man diesen Punkt erreicht hat, darf man von sich behaupten, auf dem Kilimanjaro gewesen zu sein.
Und dann wurden wir aufgefordert, uns mit Gilman's Point nicht zufrieden zu geben sondern auf jeden Fall zu versuchen, den höchsten Punkt Afrika's zu erreichen, Uhuru Peak 5896m.
Wir haben einen zusätzlichen Rasttag auf der Horombo hut eingeplant zum Akklimatisieren. Das heißt für uns, 6 Tage auf dem Berg unterwegs zu sein.
Nach einer genauen Kontrolle unserer Bergausrüstung durch eine fachkundige schwarze Mitarbeiterin konnten wir unser Gepäck fertigmachen für die Träger, die wir erst am nächsten Tag kennen lernen sollen. Und ein kurzes persönliches Gespräch mit "Prinz Charles" läßt uns große Augen machen: Wir würden 2 Führer und 5 Träger haben! Mit so einer großen "Expedition" haben wir nicht gerechnet. Aber der 2. Führer ist uns sehr recht, denn durch eine akute Rache Moctezuma's habe ich sehr viel Flüssigkeit verloren. Und das gerade mir, wo ich die Höhe normalerweise nicht so gut vertrage. Jetzt kann ich Pech haben und trotz guter Akklimatisation nicht hinaufkommen!
Und wenn ich es nicht schaffe, kann es mein Mann auch nicht schaffen, wenn wir nur einen Führer haben. Denn der kann sich nicht in 2 Teile teilen. Er kann nur mit mir absteigen oder mit meinen Mann aufsteigen. So war uns die eigenmächtige Entscheidung von "Prinz Charles" sehr recht und wir gingen gutgelaunt und voller Erwartung auf die kommenden Tage schlafen.

Am nächsten Tag ging es los. Aber alles schön pomale, wir sind ja schließlich in Afrika. Das Gepäck wurde zusammengetragen: unseres, das der Träger und Führer, und das gesamte Essen für 9 Personen und 6 Tage, das Koch- und Eßgeschirr plus einem riesigen (noch leeren) Wasserkanister, da es bei der letzen Hütte kein Wasser mehr gibt und von der letzten Wasserstelle stundenlang hinaufgetragen werden muß. Schließlich lernten wir Maiko, unseren Führer, und Thomas, seinen Assistenten kennen und auch alle unsere Träger (es waren wirklich 5!).
Nach langen Vorbereitungen und Gewichtsverteilungen, damit jeder gleichviel zu tragen hat, und nachdem wir unser Lunchpaket erhalten hatten, wurden wir ins Auto und unser Gepäck aufs Auto verladen und es ging los Richtung Kilimanjaro National Park.
Aber schließlich sind wir in Afrika, wo nichts so schnell und einfach geht. Für das Ausstellen des Permits benötigten die Mitarbeiter des Nationalparks noch einmal ca. 1 1/2 Stunden. Um 12 Uhr 15 konnten wir endlich in Richtung Marangu hut losgehen. Maiko immer mit uns, die Träger und Thomas gingen voraus. Und man höre und staune: es hat bis jetzt den ganzen Tag noch nicht geregnet!
Wir waren guter Dinge, gingen durch Urwald, sahen Affen in den Bäumen und machten nach ca. 1 1/2 Stunden eine Rast. Maiko verwöhnte uns mit Tee (englisch gekocht, sehr starkt eingekocht und gesüßt - haargenau so, wie ich ihn am wenigsten mag) und er bestand darauf, wie an allen darauffolgenden Tagen, daß jeder von uns 2 volle Tassen trank (brrrrr!). Gegen Ende unserer Rast, Sie werden es nicht glauben, fing es an zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf bis zum nächsten Tag um 12 Uhr Mittag! So stiegen wir weiter im Regen bis zur Marangu hut (2800m), wo wir übernachteten. Gleich nach der Ankunft bei der Hütte bekamen wir unser Gepäck und konnten uns "trockenlegen". Anschließend kam Maiko, wie auch an allen anderen Tagen, mit einem riesigem Tablett frisch gemachten Popcorns, geröstete Erdnüsse und für jeden von uns 2 Stück Kuchen. Er nahm es nicht mit, bis wir zumindestens die Hälfte davon gegessen hatten. Die Devise lautete: Essen, essen, essen und trinken, trinken, trinken. Außerdem zeigte er uns in jeder Hütte die besten Lagerplätze. damit wir nicht die Betten z.B. an der Wind- und Wetterseite nahmen. An allen Tagen gab es zwischen 6 Uhr und 7 Uhr Abendessen. Das wurde von Maiko und Thomas auf offenem Holzfeuer gekocht. Es gab bei allen Hütten Gemeinschaftsräume, wo das Essen serviert wurde. Für jede Gruppe wurde vom dazugehörenden Führer extra gedeckt mit Tischtuch, Stoffserviette, Salz- und Pfefferst:euer und Besteck. Zuerst gab es viel Suppe, die sollte aufgegessen werden. Dann kam Maiko mit einem großen Tablett, wo Nudeln oder Reis, Erdäpfel, Fleisch und Gemüse aufgetürmt waren. Dazu gab es noch eine Schüssel mit Soße für die Nudeln oder den Reis. Zum Abschluß wurde Obst oder Kompott serviert. Maiko war ein hervorragender Koch. Auch meinem Mann schmeckte es ausgezeichnet. Er ist ein Feinspitz und Hobbykoch, und wenn es ihm schmeckt, kann der Koch stolz auf sich sein.
Leider konnte ich die meiste Zeit all diese Köstlichkeiten nicht so richtig genießen, weil mich immer wieder Durchfall quälte und auch die Höhe nicht unbedingt meinen Appetit steigen ließ. Und natürlich gab es Tee so viel man wollte. In den unteren Hütten konnten wir einen Teil unseres Flüssigkeitsbedarfes noch mit desinfiziertem Wasser decken, aber später waren wir auf diesen dicken Tee angewiesen.
Wir gingen jeden Tag zeitig schlafen, wurden zwischen 6 Uhr und 7 Uhr mit dem early morning tea geweckt, bekamen warmes Wasser zum Waschen und hatten dann unser Frühstück, bestehend aus Obst, dann Porridge oder Cornflakes mit Milch und schließlich Omelett mit Schinken und Wurst; Und Weißbrot, Margarine und Marmelade. Dann bekamen wir unser Lunchpaket für diesen Tag, packten unsere Sachen für die Träger und zogen mit Maiko los zur nächsten Hütte.

Am 2. Tag gingen wir, bei noch immer strömendem Regen, zur Horombo hut (3800m), wo wir auch einen Rasttag einlegten. 1/2 Stunde nach dem Weggehen hörte der Wald auf, es gab nur mehr Sträucher und Gras. Durch den vielen Regen war der Boden total durchnäßt, wir mußten teilweise Umwege gehen, um den größten. Lacken auszuweichen. Gegen Mittag hörte es auf zu regnen. Am Nachmittag versuchten wir, unser Gewand an der frischen Luft zu trocknen. Wir hatten einen kurzen Strick mit, den behängten wir mit Wäsche. Doch durch die hohe Luftfeuchtigkeit und den Nebel war dieser Versuch nicht sehr erfolgreich.
Am nächsten Tag machten wir mit Maiko einen Ausflug auf den Kibo-Sattel (ca. 4300m), zu den Zebrafelsen, zum Akklimatisieren. Laut unserem Buch eine schöne Landschaft, nur leider sahen wir nicht viel davon. Der Nebel machte Tief- und Weitblicke unmöglich. Beim Abstieg vom Kibo-Sattel fing es zu regnen an, aber das waren wir ja schon gewohnt. Den Rest des Tages verbrachten wir mit unseren Büchern im Schlafsack und froren zeitweise sehr unangenehm (wahrscheinlich von der Höhe und vom Nichtstun, außerdem hatte es nur 8 Grad in der Hütte).

Am 4. Tag stiegen wir auf zur Kibo hut (4800m). Der Weg dorthin wurde zunehmend öder, Gras und Gebüsche wuchsen fast nicht mehr. Unsere Träger mußten alles Wasser für den heutigen und den morgigen Tag mühsam hinaufschleppen, das gleiche mit dem Brennholz. Am späten Nachmittag sahen wir dann wieder den Gipfel, tiefverschneit. Nach dem Nachtmahl gingen wir um 8 Uhr schlafen, nachdem wir unseren Tagesrucksack für den morgigen Tag so leicht wie möglich gemacht und unsere Steigeisen eingepackt hatten. Denn es sollte der Gipfeltag werden.
Um Mitternacht wurden wir von Thomas geweckt, es gab Tee und Kekse. Wir räumten zusammen und zogen uns zusätzlich dicke Unterwäsche an, weil es angeblich bis - 25 Grad haben kann. Außerdem kamen noch unsere Überhosen und die Gamaschen zum Einsatz, weil es schneite. Um 1 Uhr gingen wir mit Maiko und Thomas Richtung Gilman's Point. Es hatte nur -3 Grad. Nach 1 Stunde hörte es auf zu schneien, die Wolken lösten sich auf und es wurde relativ hell. Es war 2 Tage nach Vollmond und der Schnee reflektierte soviel Licht, daß wir unsere Lampen ausschalten konnten. Es machte Spaß, so durch die Nacht zu marschieren, und es war auch noch nicht steil. Wir waren sehr motiviert, heute auf dem Uhuru Peak zu stehen.
Um 6 Uh 30 ging die Sonne auf. Wir waren noch nicht am Gilman's Point, aber es war ein wunderbares Erlebnis, die Sonne aufgehen zu sehen. Um 7 Uhr 30 erreichten wir Gilman's. Point und fühlten uns herrlich. Es war relativ warm, die Sonne schien und vor allem: es ging kein Wind. Allerdings muß ich zugeben, daß ich ziemlich k.o war und auch nach Maiko's Tee eigentlich genug vom Steigen hatte. Aber mein Mann (und ich bin ihm heute noch dankbar) nahm sich die Ermahnungen von "Prinz Charles" zu Herzen und wollte unbedingt den Uhuru Peak probieren. Er mußte unsere Führer dazu überreden, denn sie waren nicht sehr begeistert von der Idee, noch 2 Stunden im tiefen Schnee bergab und bergauf zu gehen. Auch ich war nicht begeistert, wollte ihn aber auch nicht alleine gehen lassen. Schließlich war es auch mein erklärtes Ziel, zumindest in der Nacht noch, den höchsten Punkt Afrika's zu erreichen.

Und so ging es um 7 Uhr 45 weiter: ca. 50 - 60m steiler Abstieg Richtung Krater, dann wieder dasselbe hinauf zum Kraterrand, wieder hinunter und wieder hinauf und (aller guten Dinge sind 3), wieder hinunter und hinauf. Ich war geschlaucht. Jeder Schritt war eine Überwindung, die Füße hatten ein irres Gewicht. Aber die Sonne schien! So weit konnte es ja nicht mehr sein, wir waren schon 1 1/2 Stunden unterwegs. Dann wurde es flacher, wir gingen am Kraterrand entlang und sahen, daß es nur mehr ein kurzes Stück Weg bis zum höchsten Punkt war. Aber wir wurden wieder enttäuscht, denn nach dem höchsten Punkt ging es wieder sanft bergab. Der 3. "höchste Punkt Afrika's" war es dann wirklich! Um 10 Uhr 10 erreichten wir Uhuru Peak 5896m.

Die Sonne schien, es war herrlich warm und wir konnten es gar nicht glauben. Allerdings war ich so müde, daß ich mich gleich in den Schnee fallen ließ und mich ausruhte. Ich konnte die Aussicht gar nicht richtig genießen, so müde war ich. Meinem Mann ging es blendend, und die meisten Fotos vom Gipfel haben wir ihm zu verdanken. Wir kamen uns vor wie auf dem Mt. Everest: nur ein einziger Berggipfel war zu sehen, der Mawenzi, mit 5400m doch um einiges niedriger. Ein gewaltiges Erlebnis. Ganz anders als in Europa, wo man von den höchsten Bergen auf ein Gipfelmeer um sich blickt.
Nach dem unvermeidlichen Tee und einigen Keksen machten wir uns auf den Rückweg und waren um 11 Uhr 30 am Gilman's Point. Wir stiegen steil weiter ab. Aber die Höhe habe ich doch nicht so gut vertragen. Ich sah alles doppelt und mußte beim Gehen sehr aufpassen. Ich sah 2 Maikos vor mir gehen und statt 2 Bergsteigern weiter vorne sah ich 4. Außerdem war es sehr heiß, die Sonne brannte herunter. Bei der Meyer Höhle, wo wir schon beim Aufstieg eine Rast einlegten, machten wir wieder eine Pause. Wir tranken Tee und ich zog meine Regenüberhose und die .warme Unterwäsche aus. Nach dieser Rast ging es mir besser und wir gingen weiter bis zur Kibo hut, wo wir um 13 Uhr ankamen. Dort gab es wieder Suppe und Kompott. Und nach dem Packen unseres Gepäcks ging es um 1/2 2 Uhr hinunter zu Horombo hut, wo wir um 5 Uhr ankamen.
Wir waren sehr müde und gingen nach dem Abendessen, nachdem wir einen letzten Blick zurück auf den Kilimanjaro geworfen hatten, gleich schlafen.

Um 6 Uhr war schon wieder Tagwache, und wir stiegen über die Mandara hut zum Nationalparkeingang ab. Um 1/2 2 Uhr waren wir dort. Wir meldeten uns im Nationalpark ab, erhielten noch Urkunden über unsere Gipfelbesteigung und wurden dann ins Marangu Hotel zurückgebracht. Wir feierten mit unseren Führern Maiko und Thomas sowie den Trägern noch ausgiebig unseren Gipfelsieg bei einem Bier. Alle freuten sich aufrichtig mit uns, das Personal genauso wie "Prinz Charles". Aber am meisten doch unsere Führer und Träger und sie sangen für uns einige Male das bekannte Kilimanjaro-Lied. Am nächsten Tag fuhren wir zurück nach Arusha, wo wir meine Schwester trafen, die in der Zwischenzeit eine Safari gemacht hatte. Ihre Safari wäre beinahe ins Wasser gefallen vor lauter Regen. Wir hatten uns viel zu erzählen und so war es gut, daß wir noch eine Woche Badeurlaub auf Sansibar hatten. Diese Tage waren sehr erholsam und wir hatten endlich das Wetter, das man sich von Afrika erwartet! Der langen Schreiberei kurzer Sinn: trotz Regen war es ein wunderschöner Urlaub!
Und wenn man die Sonnencreme vergisst oder sich nicht eincremt, schaut man so aus.

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